Deutschland verlässt die Frauen-WM in Kanada ohne Medaille. Im sogenannten kleinen Finale, dem Spiel um Platz drei, verlor die Elf von Bundestrainerin Silvia Neid mit 0:1 nach Verlängerung. Kurioserweise war es ausgerechnet ein Strafstoß, der die Partie zu Gunsten der Briteninnen entschied. In der fußballerischen Geschichte zwischen diesen beiden Ländern waren es bislang vor allem die Deutschen, die vom Elfmeter-Glück bevorzugt waren. Der Strafstoß für die Engländer war zudem hoch umstritten, doch dies war freilich nicht der Grund für die Niederlage der DFB-Damen.
Der Spielbericht: Nach vorne ging wieder einmal viel zu wenig
Die Partie gegen England war im Prinzip die gesamte WM der Deutschen in Kürze. Die Defensive war nicht immer zu Hundert Prozent sattelfest, funktionierte im Großen und Ganzen aber doch. Die Offensive war, sobald man es mit einem starken Gegner zu tun bekam, deutlich überfordert. Darüber kann auch das Schützenfest gegen die Elfenbeinküste zu Turnierstart nicht hinweg täuschen.
Deutschland, das im Gegensatz zum 0:2 gegen die USA im Halbfinale auf fünf Positionen verändert wurde, war von an Anfang stark motiviert. Mangelndes Engagement konnte man diesem Team ebenfalls nicht vorwerfen – und zwar zu keiner Zeit im Turnier. Wie immer machte das Team allerdings zu wenig aus seinem Mut, nach vorne zu spielen und viel zu laufen. Es mangelte an Kreativität – den zündenden Ideen. Gut für die Deutschen war eigentlich, dass man es in Gestalt von England mit einem Gegner zu tun hatte, dem es nicht besser ging. Darum musste in der Verlängerung ein Elfmeter entscheiden: Sanderson hakte sich in der 108. Minute bei Kemme ein, fiel und bekam den Pfiff, auf den sie gehofft hatte. Längst nicht jeder Schiedsrichter gibt diesen Strafstoß. Williams war das aus verständlichen Gründen egal – sie verwandelte den Elfmeter zum Sieg für ihr Team.
Nun übernimmt Jones
Die Niederlage gegen England war zugleich auch Neids letzter großer Auftritt als Bundestrainerin. Sie wechselt beim DFB in eine Funktionärsposition. Ihre Nachfolgerin steht bereits fest. Künftig ist Steffi Jones Bundestrainerin – diese Entscheidung ist nicht unumstritten. Erfahrung als Trainerin besitzt die frühere Innenverteidigerin keine.